Dienstag, 31. Dezember 2019

Kerstin Lange


Grasträume

Christof ist am Ende. Der Managerjob – futsch, die Freundin Sabine weg. Da hilft nur ein Urlaub im Wohnmobil. Der beginnt in der Eifel auf dem Campingplatz „Eifelglück“. Die gute Luft, die Ruhe, die netten Leute.  Aber – schon am ersten Abend stolpert er über eine Leiche. Sascha, ein netter Junge aus der Gegend. Zurzeit wohnt auch er auf dem Campingplatz. Das ist der Auftakt zu einem spannungsreichen Krimi. Der wackere Ortspolizist möchte sich Arbeit ersparen und spricht von einem Unfall. Aber Christof hat Zweifel und kann sie auch belegen, er tippt auf Mord. Warum sind die Turnschuhe des Jungen schneeweiß, wenn er doch angeblich im Schlamm ausgerutscht und gestürzt ist. Dabei soll er mit dem Kopf aufgeschlagen sein. Stimmt so nicht – Mord, behauptet Christof und bringt dabei viele Leute gegen sich auf. So dass auch er das eine oder andere Mal mit schweren Kopfschmerzen zu kämpfen hat, schon stille Eifel … Nur der Freund Kevin und seine hübsche Schwester unterstützen ihn mit Informationen, die ihm recht geben. Aber was wissen die schon von Saschas Plänen? Reich wollte er werden – mit Gras. Eine Partnerin bei dem Geschäft hatte er – aber anscheinend auch Feinde. Die nun, nach seinem Tod, auch die Partnerin bedrängen, die attraktive Gattin des Campingplatzbesitzers, Ingeborg. Christof wird Zeuge dieser Attacken und gerät selbst immer mehr in Gefahr.  Auch seine Schwester, Kriminalkommissarin in Düsseldorf, kann nichts für ihn tun. Absolut lesenswert, auch wegen der Typen, die die Kneipe des Campingplatzes bevölkern. Einer von ihnen könnte der Mörder von Sascha sein – die Auswahl ist groß.





Tb 10,00, E-Book 2,99 Euro

Montag, 23. Dezember 2019

Bernadette Calonego

Mörderischer Morgen


Tessa Griffins ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin in einer Societät in Vancouver. Ihre Heimatstadt Whatou Lake hat sie verlassen, ihre Familie trifft sie nicht oft. Nun aber ruft sie ihr Vater zurück: Ihre Stiefschwester Fran ist verschwunden, deren Ehemann Mark und ihre drei kleinen Kinder sind tot – erschossen. Nicht in Whatou Lake, sondern hundert Kilometer entfernt in der Wildnis von Britisj Columbia. Wer könnte der Täter sein? Etwa Frau, wie Marks Familie andeutet? Oder ist es ein Grizzly-Jäger, sie werden in letzter Zeit in die Gegend gelockt. Tessa muss das klären, und sie muss die Schwester suchen. Hilfe findet sie nicht, aber alte Feindschaften leben auf- Tessa hatte vor Jahre die SIKLAT‘1 in einer Landangelegenheit gegen den Staat vertreten, einen Stamm der First Nations – wie die Kanadier die Ureinwohner bezeichnen. Eifersüchteleien, alte und neue Geheimnisse erschweren Tessas Ermittlungen, die sie mit dem Polizeidetektiv zusammenbringen. Sie verdächtigt jede und jeden, hat aber keine wirklichen Anhaltspunkte. Was hat ihre eigene Vergangenheit mit dem Häuptlingssohn mit der Sache zu tun? Hatte Fran einen Geliebten und Mittäter? Sind ihre Freunde wirklich ihre Freunde? Auch sie ist ihres Lebens nicht mehr sicher. Die Kulisse ist die unendliche Weite der Wildnis. Spannend bis zum allerletzten Satz.


Tb 9,98, E-Book 2,99 Euro

Freitag, 20. Dezember 2019

Panik im Lichteglanzi



Drei – zwei – eins – Licht!  Am Baum erstrahlen die Kerzen, große und kleine, und von den Seniorinnen und Senioren erschallt ein oh und ah. Der Direktor wünscht eine schöne Adventszeit und animiert dazu, vom Glühwein zu trinken. Die Bläser intonieren „Oh Tannebaum“ und Damen- und Männerstimmen kommen dazu. Das Singen im Singkreis lohnt sich also doch, die Töne kommen klar und fest.

Man nickt sich zu, wispert ein paar zustimmende Worte. Die Stimmung ist heiter bis besinnlich. Eben angemessen. Auch Johanna, Gerda, Susanne und Edeltraud nehmen teil.
“Was ist das denn da?“ Johanna schüttelt ihren weißen Kopf und guckt empört. Susanne blickt in dieselbe Richtung und lacht. „Kaum einen Schluck getrunken und schon beschickert.“ Nun schauen alle vier hin und schütteln einträchtig den Kopf.
Der Direktor löst sich von seinen Gesprächspartnern und eilt zu Hilfe. Keine Sekunde zu früh, eine alte Dame findet keinen Halt, torkelt weiter und droht zu stürzen, der Gehstock poltert zu Boden. Er hakt sie unter und führt die Dame hinein ins Haus. Da gibt es Sessel genug.
Kaum ist er wieder auf der großen Terrasse, deren Mittelpunkt der Baum bildet, da schießt ein Rollator an ihm vorbei, Frau Müller klammert sich verzweifelt an das Gerät, ihre Füße können nicht folgen, auch sie droht zu stürzen. Der Direktor ist inzwischen kreidebleich geworden und blickt nervös um sich. Frau Müller wird von zwei kräftigen älteren Herren aufgehalten und fürsorglich ins Haus gebracht. Was ist los?
„Der Glühwein kann nicht schuld sein, ist doch mehr Orangensaft als Wein“, bemerkt Edeltraud. Sie stellt ihr Glas aber vorsichtshalber auf einem Serviertisch ab.
„Schnell weg damit“, sagt sie. „Wer weiß, was drin ist.“ Die übrigen Drei tun es ihr gleich.
„Mir hat er nur nach Glühwein geschmeckt und ich steh‘ auch fest auf meinen Beinen“, erwidert Johanna.
„Ich auch“, kommt es von Gerda und Susanne unisono.
„Wo haben denn die Gläser gestanden, bevor man sie hier herausgebracht hat?“ fragt Johanna.
„Was willst du damit andeuten?“, fragt Edeltraud.
„Es muss doch einen Grund geben, warum so etwas …“ Johanna stockt und deutet schweigend auf einen der Bewohner, der dicht vor dem Baum steht, nein stand. Er hat hinter sich gegriffen und einen Zweig zu fassen bekommen. Die Lichter blinken hektisch, aber der Baum steht still. Der Mann sinkt zu Boden, lockere Kerzen folgen.
„Ein Notfall, ein Notarzt, zu Hilfe“, tönt es von allen Seiten. Dann Stille. Alle blicken sich um, ob etwa noch jemand zu Boden gegangen ist.
„Da, da drüben!“, Susanne hebt ihren Arm und weist in die Richtung schräg hinter dem Baum. Tatsächlich. Eine Gestalt, verkrümmt und jammernd.
„Wenn das mal keine Panik gibt …“ unkt Gerda.
Und tatsächlich – alles schiebt sich hastig in Richtung auf die Tür, die ins Haus führt.
„Schubsen Sie mich nicht!“, ertönt eine schrille Stimme.
„Weg da!“, eine andere, laut und deutlich, irgendwie brutal.
„Bitte bleiben Sie ruhig!“ Die Stimme des Direktors zittert, was nicht zur Beruhigung beiträgt.
„Es kann Ihnen doch nichts passieren. Stellen Sie die Gläser ab. Aber bitte vorsichtig, damit nichts zerbricht.“ Einer der Bewohner nimmt das Heft in die Hand, wahrscheinlich aus alter Gewohnheit. Aber schon hört man das Zersplittern von Glas, das leise Knirschen unter den Schuhen. Blindlings schiebt man sich weiter, restlicher Glühwein schwappt über auf die Kleidung des Vordermannes oder der Nachbarin. Wenigstens ist er nicht mehr heiß.
Dann ertönt das erste Martinshorn, alle bleiben stehen, wie auf ein Kommando. Gott sei Dank, Hilfe naht. Noch ein Wagen, ein weiterer. Die Helfer springen heraus, Bahren werden geschultert, Rufe ertönen. Man sucht nach den Opfern. Die sitzen im Zweifel noch in der Halle, das Laufen hatte ja schon vorhin nicht geklappt.
„Bitte machen Sie doch Platz“, drängeln die Sanitäter und die Ärzte.
„Ja, wie denn?“, kreischt es erbost. Ja, wie? Ein dichter Pulk vor einer schmalen Tür.
Der Mann oder die Frau, die hinter dem Baum gelegen hatte, wird als Erste auf eine der Bahren gehoben. Niemand hatte sich um die Gestalt gekümmert. Die Sanitäter stellen die Bahren ab, unter dem Baum ist ja jetzt Platz. Behutsam schieben sie sich durch die verschreckte Menge und regeln am Eingang, wie man langsam und ruhig in die Halle kommt. Hinter ihnen der Direktor, immer noch leichenblass. Die Blaskapelle hat sich still und leise entfernt, wahrscheinlich bangen sie um ihre Instrumente.
„Bitte bleiben Sie nicht in der Halle, sondern lassen Sie uns Platz frei für unsere Arbeit.“
„Es sei denn, Sie brauchen selbst Hilfe,“ sagt ein anderer.
Das hätte er besser nicht gesagt: Schon bleiben einige stehen und scheinen sich zu befragen, wie es ihnen denn geht. Schlecht. Sie greifen nach den Sanitätern und versperren den Nachgerückten den Eingang. Manche krallen sich förmlich fest, andere haben die Hände über den Kopf geschlagen, wieder andere scheinen mit beiden Händen Magen und Darm zu befragen.

„Massenpanik im Altenheim, wäre ne gute Schlagzeile.“
„Einen seltsamen Humor hast du, liebe Susanne,“ sagt mit strenger Miene Edeltraud.
„Außerdem ist das hier kein Altenheim, sondern eine Seniorenresidenz!“, mischt sich eine Nachbarin ein, die mit den vier Damen an ihrem Platz geblieben ist. Sie rückt ihren Pelz zurecht, wirft noch einen giftigen Blick auf Susanne und geht stolz erhobenen Hauptes Richtung Eingang.
Edeltraud, Johanna, Gerda und Susanne rätseln bereits, wer da möglicherweise etwas in einige Glühweingläser geschüttet haben könnte.